Il Crestomat – ein E-Comic mit viersprachigem Kuhmagen (und «Rumantsch first»)

In der Welt der rätoromanischen Chrestomathie herrscht Krieg – ein Krieg um Land und Vorherrschaft. Mittendrin: Pur suveran, Toni Halter, Metta da fein, der Buttatsch cun îgls, die Heilige Margriata und natürlich die Hauptfigur Dr. Clau, ein normaler Bürger. Dieser betätigt eines Tages nichtsahnend in seinem Keller eine seltsame Maschine, die ihn in die Welt der Chrestomathie schleudert, eine Welt voller Sagen, die aus der von Caspar Decurtins Anfang des 20. Jahrhunderts veröffentlichten allumfassenden Textsammlung stammen. 

Der E-Comic www.crestomat.ch erzählt rätoromanische Kultur neu. Er ist historische Science Fiction mit skurrilen Wesen aus der Bündner Mythologie (Buttatsch cun îgls ist übrigens ein mit Augen übersäter Rindermagen, der des Nachts Abhänge runterrollt und Liebespaare erschreckt, eine Sagenfigur, die es nur in den Alpen gibt). 

Ziel des E-Comics ist zu unterhalten. Aber auch die rätoromanische Kultur und Sprache soll gefördert und viersprachig in die Welt hinausgetragen werden. Übersetzt wird auf Deutsch, Englisch und Italienisch. Die Übersetzungen erscheinen allerdings jeweils mit einem Heft Verzögerung, weil: Rumantsch first! Und übrigens: Nicht nur die Texte in den Sprechblasen, auch die den Comics eigenen «Lautmalereien» werden den Sprachen angepasst. Ein sich öffnendes Tor macht auf Englisch «skweeeee» und auf Romanisch «scriiic», nur das romanische «plampfate» – etwas oder jemand landet unsanft – wird in allen Sprachen beibehalten. Vielleicht fliesst «plampfate» ja durch Il Crestomat in andere Sprachen ein...

Um die romanische Sprache zu fördern, werden im Crestomat alle Idiome benutzt – sie sind an die Figuren geknüpft. So spricht beispielsweise der Buttatsch cun îgls, der vor allem auf der Alp Flix vorkommt, Surmiran. Dr. Clau, der Held aus der hiesigen Welt, spricht Sursilvan. Pur suveran, der Stratege, der Anführer, der «Aragorn» unter den Menschen der Chrestomathie, spricht Vallader. Jesus, der Erlöser, oder besser gesagt das Kruzifix, das in der Beiz «Paul Luziet» hängt und ständig Tipps gibt, spricht das am meisten vom Aussterben bedrohte Idiom Sutsilvan und der Scolar da la scola naira, ein Zauberer der seine drei Drachen Zila, Zocla und Zepla dirigieren kann, spricht Puter. Als Editorialsprache wird Rumantsch Grischun verwendet. Die Übersetzung in die Idiome Vallader, Puter, Surmiran und Sutsilvan wird vom Übersetzerteam der Lia Rumantscha übernommen. Und ja, es sind Übersetzungen! Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Texte viel lebhafter und “idiomatischer” werden, wenn sie von Deutsch in beispielsweise Surmiran übersetzt werden, als wenn sie vom Sursilvan aus – dem Idiom der Autoren – an die anderen Idiome angepasst werden. 

Der Comic wird von Sabrina Bundi und Michel Decurtins geschrieben und von diversen Künstlern illustriert. Il Crestomat kann kostenlos auf www.crestomat.ch gelesen werden und erscheint im Turnus von ungefähr zwei Monaten. Das Projekt hat im Jahr 2014 begonnen und ist jetzt bei Comic Nr. 20.

 

Übersetzungen:

Italienisch: Vincenzo Todisco

Englisch: Michel Decurtins und Robert Grossmann

Deutsch: die Autoren

 

Mehrsprachigkeit Graubünden